Gutshaus und Muttereiche

Das erste Juli-Wochenende zeigte sich grau und regnerisch, ließ uns aber zum mindestens bei der NDR-Sommertour am Samstagabend nicht wirklich nass werden.
Am Sonntag zogen wir dann los, um ein paar Caches einzusammeln.

Wir fuhren zum Gut Boldevitz, westlich von Bergen.
Hier gab es einen kleinen Multi, der sich mit dem schönen, alten Gutshaus und dem Park beschäftigte. Nach dem die Zielkoordinaten ermittelt waren, liefen wir noch durch den Regen in das Waldgebiet südlich der Anlage.
Hier (N 54° 25.969 E 013° 19.834) steht eine etwa 500 Jahre alte Stieleiche die auf einen Umfang von etwa 4,4 m kommt. Sie wird „Muttereiche“ genannte, gehört zu den mehr als 180 Baumdenkmälern auf Rügen und um sie herum sind mehrere Grabsteine zu sehen.
Hier wurden mehere Pferde der Gutsherren von Boldevitz begraben. Einer der Grabsteine trägt (laut diesem Blog) folgende Innschrift und erinnert wohl an die Völkerschlacht bei Leipzig gegen Napoleon:
„Miss liegt hier begraben in mehreren Feldzügen hat sie mich treu getragen. Im Feldzuge 1813 ward sie schwer blessirt“
Etwas morbide, aber die Eiche war wirklich beeindruckend und hat noch nicht mal ansatzweise aufs Bild gepasst.

Boldevitz wurde im Jahr 1314 das erste Mal urkundlich erwähnt. Die Familie von Rotermund gilt als erste Adelsfamilie vor Ort und Claus von Rotermund ließ im 17. Jahrhunder das Gutshaus errichten. Nach mehreren Umbauten und Besitzerwechseln wurde Jacob Philipp Hackert im 18. Jahrhundert von Baron Adolf Friedrich von Olthoff mit der Dekoration des neuen Festsaales beauftragt. Er schaffte sechs große Landschaftstapeten und zeigte dabei auch zum ersten Mal Motive von der Insel Rügen. Die Bilder überstanden die vielen Jahre und begeistern noch heute die Besucher.
Ende des 18. Jahrhunderts ging das Gut an die Familie von der Lancken über und es wurde die erste „Industrieschule auf Rügen“ gegründet, die sich an den Ideen von Johann Heinrich Pestalozzi orientierte.
Der letzte Gutsherr war Silvius von der Lancken-Wakenitz-Albedyll der nach dem 2. Weltkrieg enteignet und hingerichtet wurde. Danach diente das Gutshaus als Flüchtlingsunterkunft, Verwaltungssitz, Kulturhaus und Kindergarten.
Nach der Wende kaufte die Bremer Adelsfamilie von Wersebe das Gut und restaurierte und renovierte die Anlage. Heute gibt es hier Ferienwohnungen und es kann geheiratet werden. Der J.P.Hackertsaal ist eine Außenstelle des Standesamtes Bergen.
Der Gutspark wurde im 19. Jahrhundert im Stil eines englischen Parkes umgestaltet und hat eine Größe von etwa 11 Hektar. Am Nord- und Südeingang stehen Tore mit Löwen bzw. Tellern. Außerdem befindet sich hier eine Kapelle.

Zurück am Gut suchten wir dann die finale Dose und wurden glücklicherweise auch fündig. Dann machte sich aber die Sonntagsmüdigkeit breit und wir traten den Heimweg an.

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